Geld zurück GarantieErfahrungen & Bewertungen zu Hardwarewartung.com eine Marke von Change-IT
  • Scope 3-Emissionen in der IT einsparen: Leitfaden für KMU

Scope 3-Emissionen in der IT einsparen: Leitfaden für KMU

Von |2025-08-29T16:41:07+00:0029.8.2025|

Auch kleine und mittlere Unternehmen (KMU) müssen sich mit den von ihnen direkt oder indirekt verursachten Emissionen beschäftigen. Unternehmen, die sich frühzeitig darum kümmern, können Wettbewerbsvorteile erzielen und Kundenbeziehungen sichern. Die IT bietet große Einsparungspotenziale – insbesondere im Bereich der Scope 3-Emissionen.

TL;DR: das Wichtigste in Kürze

  • Scope 3-Emissionen sind die indirekten Emissionen entlang der Wertschöpfungskette und stellen für Unternehmen oft den größten Teil ihres CO₂-Fußabdrucks dar.
  • Regulatorischer Druck sowie Marktanforderungen von Kunden und Investoren erhöhen die strategische Bedeutung von Scope 3-Emissionen für KMU.
  • Die IT bietet einen zentralen Ansatzpunkt, um mit der Erfassung und Reduktion dieser Emissionen zu beginnen.
  • Gezielte Maßnahmen in der IT senken nicht nur den CO₂-Fußabdruck, sondern führen auch zu Kosteneinsparungen und entscheidenden Wettbewerbsvorteilen.

Scope 3-Emissionen als strategische Chance für den Mittelstand

Für den Mittelstand ist die Auseinandersetzung mit den eigenen Emissionen und dem eigenen CO₂-Fußabdruck längst kein Nischenthema mehr. Im Zentrum dieser Entwicklung stehen die sogenannten Scope 3-Emissionen. Das sind Treibhausgasemissionen, die nicht im Unternehmen selbst, sondern in der vor- und nachgelagerten Wertschöpfungskette entstehen: bei Lieferanten, Dienstleistern und Kunden.

Gerade KMU stehen hier vor besonderen Herausforderungen: begrenzte finanzielle und personelle Ressourcen, fehlende Stellen im Bereich Nachhaltigkeit und eine oft als überwältigend empfundene Komplexität des Themas.

Wir möchten mit diesem Leitfaden einen praxisorientierten Handlungsrahmen schaffen. Wir begreifen Scope 3-Emissionen als eine strategische Chance, die Effizienz zu steigern, Risiken zu minimieren und nachhaltige Wettbewerbsvorteile zu generieren.

Als zentrales Fallbeispiel dient die IT. Als  universelle Geschäftsfunktion spielt sie in jedem KMU eine Rolle. Ihr Lebenszyklus ist von der Beschaffung der Hardware über die Nutzung von Software und Cloud-Diensten bis hin zur Entsorgung von Altgeräten klar definiert und bietet zahlreiche, konkrete Ansatzpunkte zur Emissionsreduktion. Anhand der IT lässt sich aufzeigen, wie KMU mit gezielten und oft kosteneffizienten Maßnahmen einen signifikanten Beitrag zum Klimaschutz leisten und gleichzeitig ihr eigenes Geschäft stärken können.

Was sind Scope 3-Emissionen?

Um Treibhausgasemissionen systematisch zu erfassen und zu bilanzieren, hat sich das Greenhouse Gas (GHG) Protocol als globaler Standard etabliert. Entwickelt wurde es vom World Resources Institute (WRI) und dem World Business Council for Sustainable Development (WBCSD). Es bietet einen international anerkannten Rahmen für die Treibhausgasbilanzierung (Corporate Carbon Footprint). Das Protokoll unterteilt die Emissionen eines Unternehmens in drei Kategorien, die als „Scopes" bezeichnet werden:

Scope 1 umfasst alle direkten Treibhausgasemissionen, die aus Quellen stammen, die sich im Besitz oder unter der direkten Kontrolle des berichtenden Unternehmens befinden. Es handelt sich also um Emissionen, die direkt vor Ort durch eigene Aktivitäten freigesetzt werden. Konkrete Beispiele hierfür sind die stationäre Verbrennung von fossilen Brennstoffen in Anlagen wie Heizkesseln, die mobile Verbrennung durch den Kraftstoffverbrauch des eigenen Fuhrparks, direkte Prozessemissionen aus der industriellen Produktion sowie flüchtige Emissionen, wie sie etwa durch Lecks in Klimaanlagen entstehen.

Scope 2 erfasst indirekte Emissionen, die bei der Erzeugung von Energie entstehen, die das Unternehmen von einem externen Versorger einkauft und verbraucht. Obwohl diese Emissionen nicht auf dem eigenen Betriebsgelände entstehen, werden sie durch den Energiebedarf des Unternehmens direkt verursacht. Dazu zählen Emissionen aus der Erzeugung von eingekauftem Strom, Fernwärme, Dampf oder Fernkälte.

Die Erfassung von Scope 1 und 2 ist für viele Unternehmen bereits gängige Praxis und datentechnisch relativ einfach umzusetzen, weil die Verbrauchsdaten (z.B. aus Kraftstoff- oder Stromrechnungen) direkt verfügbar sind.

Scope 3: Emissionen aus der Wertschöpfungskette

Scope 3 stellt die umfassendste und oft auch größte Emissionskategorie dar. Sie umfasst alle anderen indirekten Treibhausgasemissionen, die in der Wertschöpfungskette eines Unternehmens anfallen, aber nicht zu Scope 2 gehören. Diese Emissionen entstehen aus Aktivitäten, die zwar eine Folge der Geschäftstätigkeit des Unternehmens sind, aber aus Quellen stammen, die sich nicht im Besitz oder unter der Kontrolle des Unternehmens selbst befinden. Für die meisten Branchen machen Scope 3-Emissionen den Löwenanteil der gesamten CO₂-Bilanz aus – im Durchschnitt etwa 75 Prozent, in manchen Sektoren sogar über 90 Prozent.

Ein zentrales Merkmal von Scope 3 ist die systemische Verknüpfung entlang der Wertschöpfungskette. Die Scope 1- und Scope 2-Emissionen eines Unternehmens (z. B. eines Zulieferers) sind automatisch die Scope 3-Emissionen eines anderen Unternehmens (des Abnehmers). Diese bewusste Doppelzählung ist kein Fehler im System, sondern ein gewolltes Prinzip des GHG Protocol. Es soll Transparenz schaffen und die gemeinsame Verantwortung aller Akteure für die Gesamtemissionen einer Wertschöpfungskette verdeutlichen.

Scope 3-Emissionen werden weiter in vor- und nachgelagerte Aktivitäten unterteilt. Vorgelagerte (Upstream) Emissionen entstehen bei der Herstellung und dem Transport von eingekauften Gütern und Dienstleistungen, bevor sie das Unternehmen erreichen. Dazu gehören beispielsweise die Gewinnung von Rohstoffen oder die Produktion bei Zulieferern. Im Gegensatz dazu entstehen nachgelagerte (Downstream) Emissionen nach dem Verkauf der Produkte oder Dienstleistungen, etwa durch den Transport zum Endkunden, den Energieverbrauch der verkauften Produkte während ihrer Nutzung sowie deren Entsorgung am Ende des Lebenszyklus.

Das GHG Protocol unterteilt Scope 3 in 15 spezifische Kategorien. Diese Struktur hilft Unternehmen, systematisch zu prüfen, welche Aktivitäten für ihr Geschäftsmodell relevant sind, und dient als Grundlage für die Priorisierung von Datenerfassung und Reduktionsmaßnahmen.

Typ Kategorie Beschreibung Typische Beispiele für ein KMU
Vorgelagert (Upstream) 1. Eingekaufte Waren und Dienstleistungen Emissionen aus der Herstellung der vom Unternehmen eingekauften Produkte und Dienstleistungen („Cradle-to-Gate") Rohstoffe, Büromaterial, IT-Hardware, externe Beratungsleistungen, Cloud-Dienste
2. Kapitalgüter Emissionen aus der Herstellung von langlebigen Gütern wie Maschinen, Gebäuden oder Fahrzeugen, die vom Unternehmen erworben werden Kauf von Produktionsmaschinen, Firmenfahrzeugen, Bau eines neuen Bürogebäudes
3. Brennstoff- und energiebezogene Aktivitäten Emissionen aus der Gewinnung, Produktion und dem Transport von Brennstoffen und Energie, die vom Unternehmen verbraucht werden (nicht in Scope 1 & 2 enthalten) Emissionen bei der Förderung von Erdgas, das in der firmeneigenen Heizung verbrannt wird; Übertragungsverluste im Stromnetz
4. Vorgelagerter Transport und Distribution Emissionen aus dem Transport und der Lagerung von eingekauften Produkten durch externe Logistikdienstleister LKW-Transporte vom Lieferanten zum eigenen Lager, Lagerung in Dritt-Lagerhäusern
5. Abfall aus der Geschäftstätigkeit Emissionen aus der Entsorgung und Behandlung von Abfällen, die im Unternehmen anfallen, durch Dritte Müllentsorgung (Deponie, Verbrennung), Recycling von Betriebsabfällen, Abwasserbehandlung
6. Geschäftsreisen Emissionen aus dem Transport von Mitarbeitern zu geschäftlichen Zwecken in nicht unternehmenseigenen Fahrzeugen Flüge, Bahnfahrten, Mietwagen, Taxifahrten, Hotelübernachtungen
7. Pendeln der Mitarbeiter Emissionen aus dem täglichen Arbeitsweg der Mitarbeitenden zwischen Wohnort und Arbeitsplatz Fahrten mit dem privaten PKW, Nutzung des öffentlichen Nahverkehrs
8. Vorgelagerte Leasing-Vermögenswerte Emissionen aus dem Betrieb von Vermögenswerten, die vom Unternehmen geleast werden (z.B. Büroflächen, Fahrzeuge) Energieverbrauch in angemieteten Büros, Kraftstoffverbrauch von Leasing-Fahrzeugen
Nachgelagert (Downstream) 9. Nachgelagerter Transport und Distribution Emissionen aus dem Transport und der Lagerung verkaufter Produkte zu den Endkunden, die nicht vom Unternehmen bezahlt werden Transport der verkauften Ware vom Händler zum Endverbraucher
10. Verarbeitung verkaufter Produkte Emissionen aus der Weiterverarbeitung verkaufter Zwischenprodukte durch Dritte Ein Bauteilhersteller erfasst die Emissionen, die beim Einbau seines Teils in ein Endprodukt entstehen
11. Nutzung verkaufter Produkte Emissionen, die während der gesamten Lebensdauer der verkauften Produkte durch deren Nutzung entstehen Stromverbrauch eines verkauften Laptops, Kraftstoffverbrauch eines verkauften Autos
12. End-of-Life-Behandlung verkaufter Produkte Emissionen aus der Entsorgung und dem Recycling der verkauften Produkte am Ende ihrer Lebensdauer Emissionen aus der Deponierung oder dem Recycling eines verkauften Smartphones
13. Nachgelagerte Leasing-Vermögenswerte Emissionen aus dem Betrieb von Vermögenswerten, die das Unternehmen an andere vermietet oder verleast Energieverbrauch eines Gebäudes, das das Unternehmen an Dritte vermietet
14. Franchises Emissionen aus dem Betrieb von Franchises, die nicht in Scope 1 und 2 des berichtenden Unternehmens enthalten sind Emissionen einer Fast-Food-Filiale, die von einem Franchisenehmer betrieben wird
15. Investitionen Emissionen im Zusammenhang mit den Investitionen des Unternehmens (z. B. Eigen- und Fremdkapitalanlagen, Projektfinanzierung) Emissionen der Unternehmen, in die investiert wird (anteilig)

Tabelle 1: Die 15 Kategorien der Scope 3-Emissionen nach dem GHG Protocol

Die wachsende Bedeutung von Scope 3 für KMUs

KMU werden zunehmend sowohl mit regulatorischem Druck als auch mit Marktanforderungen konfrontiert. Die Investition in die Datenerfassung und -analyse für Scope 3 wird zu einem Investment in die eigene Wettbewerbsfähigkeit.

Der Kaskadeneffekt

Obwohl viele KMU nicht direkt unter die neuen europäischen und nationalen Berichtspflichten fallen, spüren sie ihre Auswirkungen indirekt, und das mit wachsender Intensität. Der sogenannte „Trickle-Down-Effekt" (Kaskadeneffekt) macht sie zu einem integralen Bestandteil der Nachhaltigkeitsstrategien ihrer größeren Geschäftspartner. Ein wesentlicher Treiber ist die Corporate Sustainability Reporting Directive (CSRD), eine EU-Richtlinie, die die Pflicht zur Nachhaltigkeitsberichterstattung massiv ausweitet. Seit 2025 müssen große Unternehmen detailliert über ihre Nachhaltigkeitsleistung berichten, was explizit ihre Wertschöpfungskette einschließt. Um die eigenen Scope 3-Emissionen berichten zu können, sind die Großunternehmen gezwungen, entsprechende Daten von ihren Lieferanten einzufordern.

Parallel dazu verpflichtet das deutsche Lieferkettensorgfaltspflichtengesetz (LkSG) Unternehmen ab 1.000 Mitarbeitern, menschenrechtliche und umweltbezogene Sorgfaltspflichten in ihrer gesamten Lieferkette sicherzustellen. Das führt dazu, dass verpflichtete Unternehmen ihre Anforderungen vertraglich an ihre direkten Zulieferer weitergeben, wodurch auch KMU nachweisen müssen, dass sie bestimmte Standards einhalten. Eine Weigerung zur Kooperation kann die Geschäftsbeziehung gefährden und zum Verlust von Aufträgen führen. Obwohl die Gesetze KMU nicht direkt adressieren, werden sie so indirekt in die Pflicht genommen.

Markt- und Stakeholder-Erwartungen

Die Kriterien Umwelt (Environment), Soziales (Social) und verantwortungsvolle Unternehmensführung (Governance) – kurz ESG – werden zunehmend zum Maßstab für unternehmerischen Erfolg. Insbesondere im B2B-Geschäft wird die Nachhaltigkeitsleistung immer öfter zu einem entscheidenden Vergabekriterium, weil Großkunden ESG-Aspekte in ihre Lieferantenbewertungen integrieren. Ein KMU, das seine Scope 3-Emissionen transparent darlegen kann, verschafft sich einen klaren Wettbewerbsvorteil.

Gleichzeitig spielt der Finanzsektor eine Schlüsselrolle: Banken und Förderinstitutionen sind selbst verpflichtet, Nachhaltigkeitsrisiken zu bewerten, weshalb ein gutes ESG-Profil den Zugang zu Finanzierungen und günstigeren Zinskonditionen erleichtern kann.

Nicht zuletzt ist im Wettbewerb um Fachkräfte die Unternehmensreputation ein entscheidender Faktor, weil insbesondere jüngere Generationen Wert auf Arbeitgeber legen, die nachweislich verantwortungsvoll wirtschaften.

Die Rolle der IT: der digitale CO₂-Fußabdruck

Die IT ist ein Paradebeispiel für die Komplexität und die versteckten Auswirkungen von Scope 3-Emissionen. Während der direkte Stromverbrauch eines Servers im eigenen Haus (Scope 2) leicht messbar ist, entsteht der weitaus größte Teil des CO₂-Fußabdrucks der IT an anderer Stelle: in den globalen Lieferketten für Hardware, in den riesigen Rechenzentren der Cloud-Anbieter und bei der Entsorgung der Geräte am Ende ihres Lebenszyklus. Für KMU bietet die IT somit einen perfekten, weil greifbaren und universellen Ansatzpunkt, um Scope 3-Emissionen zu verstehen und zu managen.

Beschaffung von Hardware

Der Emissions-Hotspot im Lebenszyklus von IT-Geräten wie Laptops, Servern oder Smartphones liegt in ihrer Herstellung. Oftmals werden über 80 Prozent der gesamten Emissionen im Lebenszyklus eines Geräts bereits freigesetzt, bevor es das erste Mal eingeschaltet wird. Diese „Cradle-to-Gate"-Emissionen (von der Wiege bis zum Werkstor) umfassen den energieintensiven Abbau von Rohstoffen, die ressourcenintensive Fertigung von Halbleitern und anderen Komponenten sowie den Transport entlang globaler Lieferketten. Für ein KMU fallen all diese Emissionen unter Scope 3, Kategorie 1 („Eingekaufte Waren und Dienstleistungen"). Die Geräte allein stellen eine der größten Emissionsquellen in der gesamten Unternehmens-IT dar, weshalb hier der größte Handlungsbedarf besteht.

Nutzung von Software & Cloud-Diensten

Die Verlagerung von IT-Diensten in die Cloud wird oft als Maßnahme zur Effizienzsteigerung wahrgenommen. Aus Emissionssicht bedeutet das jedoch primär eine Verlagerung von Scope 2 (eigener Stromverbrauch) zu Scope 3 (eingekaufte Dienstleistung). Die Emissionen entstehen nun nicht mehr im eigenen Serverraum, sondern in den Rechenzentren der Cloud-Anbieter (Hyperscaler) wie Amazon Web Services (AWS), Microsoft Azure oder Google Cloud Platform (GCP). Diese Rechenzentren sind gigantische Energieverbraucher, auch wenn die großen Anbieter massiv in Energieeffizienz und erneuerbare Energien investieren. Für ein KMU wird die Wahl des Cloud-Anbieters und der spezifischen Rechenzentrumsregion somit zu einer wichtigen strategischen Entscheidung für das eigene Scope 3-Management, insbesondere wenn Anbieter transparente Emissionsberichte zur Verfügung stellen.

Entsorgung und Recycling

Die Entsorgung von ausgedienter IT-Hardware (Elektronikschrott) ist eine weitere relevante Scope 3-Quelle. Je nachdem, ob es sich um eigene Altgeräte oder um verkaufte Produkte handelt, fallen die Emissionen in unterschiedliche Kategorien. Emissionen, die bei der Entsorgung von unternehmenseigenen Altgeräten durch einen externen Dienstleister entstehen, gehören zur Kategorie 5 („Abfall aus der Geschäftstätigkeit"). Fallen die Emissionen hingegen bei der Entsorgung des Produkts durch den Endkunden an, werden sie der Kategorie 12 („End-of-Life-Behandlung verkaufter Produkte") zugeordnet. Eine unsachgemäße Entsorgung kann zur Freisetzung schädlicher Gase führen, während eine fachgerechte Verwertung durch zertifizierte Recycling-Unternehmen die Rückgewinnung wertvoller Rohstoffe ermöglicht und Emissionen vermeidet.

Indirekte Effekte

Die IT beeinflusst die Scope 3-Bilanz eines Unternehmens auch auf indirekte Weise, indem sie andere Geschäftsprozesse ermöglicht oder verändert. Der Ersatz von physischen Geschäftsreisen durch Videokonferenzen ist einer der wirksamsten Hebel zur CO₂-Reduktion, weil eine einzige vermiedene Flugreise die Emissionen von hunderten Stunden Videokonferenz kompensieren kann. Gleichzeitig reduziert die Arbeit im Homeoffice die Emissionen aus dem Pendelverkehr der Mitarbeiter erheblich. Hierbei muss jedoch der zusätzliche Energieverbrauch für IT und Heizung in den dezentralen Heimbüros berücksichtigt werden, um die positiven Gesamteffekte sicherzustellen.

Die folgende Tabelle fasst die wesentlichen Emissions-Hotspots im IT-Lebenszyklus zusammen.

Lebenszyklusphase Primäre Emissionsquelle (GHG-Quelle) Relative Auswirkung auf Gesamt-Fußabdruck
Hardware-Herstellung Rohstoffgewinnung, Komponentenfertigung, Logistik (Emissionen der Lieferanten) Hoch
Hardware-Nutzung Direkter Stromverbrauch der Endgeräte und der On-Premise-Infrastruktur (Server, Netzwerk) Mittel
Cloud-Dienste & Software Energieverbrauch der Rechenzentren des Anbieters (Strommix, Kühlung) Mittel
Indirekte Effekte Reduktion von Dienstreisen durch Videokonferenzen; Reduktion des Pendelverkehrs durch Homeoffice Hoch (Potenzial zur Einsparung)
Entsorgung & Recycling Energieaufwand für Transport, Demontage und Recyclingprozesse; Emissionen aus Deponierung Niedrig bis Mittel

Tabelle 2: IT Lifecycle Emissions Hotspots für KMUs

Erfahren Sie mehr

Ihr Wartungsspezialist im DataCenter

Durch Jahrzehnte lange Erfahrung wissen wir worauf es in Ihrem Data Center ankommt. Profitieren Sie nicht nur von unserer Erfahrung, sondern auch von unseren ausgezeichneten Preisen. Holen Sie sich ein unverbindliches Angebot und vergleichen Sie selbst.

Erfahren Sie mehr

IT-bezogene Scope 3-Emissionen wirksam senken

Für KMU gibt es eine Vielzahl von pragmatischen Maßnahmen zur Senkung der Scope 3-Emissionen in der IT. Die Umsetzung dieser Maßnahmen reduziert nicht nur den negativen CO₂-Fußabdruck, sondern schafft auch einen positiven „Handabdruck" (Carbon Handprint). Indem ein Unternehmen beispielsweise aufbereitete Hardware nutzt, stärkt es aktiv die Kreislaufwirtschaft. Fordert es von seinem Cloud-Anbieter Transparenz und den Einsatz erneuerbarer Energien, übt es Einfluss auf einen größeren Akteur aus. Diese proaktive Gestaltung der Wertschöpfungskette wandelt eine technische Aufgabe in eine strategische, wertebasierte Mission um.

Strategische Beschaffung (Green Procurement)

Weil der größte Teil der Emissionen in der Herstellungsphase von IT-Hardware anfällt, ist eine nachhaltige Beschaffungsstrategie der wirksamste Hebel. Die wichtigste Einzelmaßnahme ist die Verlängerung der Lebensdauer vorhandener Geräte. Das gelingt durch die Investition in qualitativ hochwertige und gut reparierbare Geräte, regelmäßige Wartungsprogramme und die Aufrüstung von Komponenten anstelle eines kompletten Neukaufs. Eine weitere sehr wirksame Maßnahme ist der Einsatz von aufbereiteter (refurbished) Hardware. Professionell wiederaufbereitete Geräte von zertifizierten Anbietern bieten die gleiche Leistung, vermeiden aber den ressourcenintensiven Herstellungsprozess, was zu einer CO₂-Reduktion von bis zu 80 % und Kosteneinsparungen von bis zu 50 % führen kann. Bei der Neuanschaffung sollten zudem nachhaltige Lieferanten und Geräte bevorzugt werden. Umweltzeichen wie der Blaue Engel, TCO Certified oder EPEAT bieten hier eine verlässliche Orientierung.

Effiziente Nutzung (Green Operations)

Während der Nutzungsphase lassen sich Emissionen vor allem durch einen bewussten Umgang mit Energie und digitalen Ressourcen reduzieren. Bei der Nutzung von Cloud-Diensten sollten Anbieter mit ambitionierten Nachhaltigkeitszielen bevorzugt und Rechenzentrumsregionen mit einem hohen Anteil an erneuerbaren Energien gewählt werden. Ungenutzte oder überdimensionierte Cloud-Ressourcen sind zu vermeiden, um Kosten und Emissionen zu senken. Eine weitere wichtige Maßnahme ist die Server-Virtualisierung, bei der mehrere virtuelle Maschinen auf einem einzigen physischen Server konsolidiert werden, was den Energie- und Kühlbedarf drastisch reduziert. Nicht zu unterschätzen ist die Sensibilisierung der Mitarbeiter durch Schulungen, um eine nachhaltige IT-Nutzung im Alltag zu fördern.

Verantwortungsvolle Entsorgung (Circular IT)

Am Ende des Lebenszyklus ist eine fachgerechte Entsorgung entscheidend, um Elektroschrott zu vermeiden und wertvolle Rohstoffe im Kreislauf zu halten. KMU sollten mit spezialisierten und zertifizierten IT-Entsorgern (ITAD-Unternehmen) zusammenarbeiten. Diese garantieren nicht nur eine sichere Datenlöschung, sondern sorgen auch für eine maximale Wiederverwertung der Materialien. Zudem bieten viele Hersteller und Händler Rückgabe- und Recycling-Programme an, die eine geordnete Zuführung der Altgeräte in den Recyclingprozess sicherstellen.

Organisatorische Maßnahmen

Um die Einzelmaßnahmen zu bündeln und ihre Wirkung zu maximieren, sollten sie in eine übergeordnete Strategie eingebettet werden. Nachhaltigkeitsziele sollten fest in der IT-Strategie verankert und mit messbaren Kennzahlen versehen werden. Darüber hinaus ist es wichtig, die eigenen Nachhaltigkeitsanforderungen aktiv an IT-Dienstleister und Partner zu kommunizieren und gemeinsam an emissionsärmeren Lösungen zu arbeiten.

Wettbewerbsvorteile durch nachhaltige IT: Der Business Case für KMUs

Die Implementierung einer nachhaltigen IT-Strategie ist eine Investition, die sich in vielfältiger Weise rechnet und die Zukunftsfähigkeit des Unternehmens sichert.

Nachhaltigkeit als Differenzierungsfaktor

Die Unternehmensreputation wird immer mehr zu einem entscheidenden Differenzierungsmerkmal. Eine glaubwürdige und transparent kommunizierte Nachhaltigkeitsstrategie, untermauert durch konkrete Maßnahmen wie eine Green-IT-Policy, hebt ein Unternehmen positiv von seinen Wettbewerbern ab. Dies spricht gezielt Kunden an, die bei ihren Kaufentscheidungen Wert auf ökologische und soziale Verantwortung legen, und stärkt die Markenloyalität.

Nachhaltigkeit und Wirtschaftlichkeit sind keine Gegensätze, sondern zwei Seiten derselben Medaille. Eine nachhaltige IT-Strategie führt zu direkten und indirekten Kosteneinsparungen. Der Einsatz energieeffizienter Hardware und die Optimierung von Cloud-Ressourcen senken unmittelbar die Betriebskosten (OpEx). Gleichzeitig reduzieren die Verlängerung der Lebensdauer von Geräten und der Einsatz von Refurbished-Hardware die Investitionskosten (CapEx) erheblich. Die Auseinandersetzung mit dem digitalen Fußabdruck führt zudem oft zur Identifizierung und Eliminierung von ineffizienten Prozessen, was die allgemeine betriebliche Effizienz steigert.

Attraktivität für Kunden, Mitarbeitende und Investoren

Eine proaktive Nachhaltigkeitsstrategie sendet ein starkes Signal an alle wichtigen Stakeholder. Für Kunden wird Nachhaltigkeit zu einem immer wichtigeren Kriterium in der Lieferantenauswahl, wodurch sich KMU für Aufträge von Großkunden qualifizieren können. Im Wettbewerb um Fachkräfte macht ein authentisches Engagement für den Klimaschutz ein Unternehmen zu einem attraktiven Arbeitgeber. Schließlich bewerten auch Finanzinstitute zunehmend die ESG-Performance von Unternehmen, was die Kreditwürdigkeit verbessern und den Zugang zu Kapital zu günstigeren Konditionen erleichtern kann.

Beitrag zur Erfüllung von ESG-Kriterien und Fördermöglichkeiten

Eine dokumentierte Green-IT-Strategie liefert konkrete und messbare Beiträge zum „E" (Environment) der ESG-Kriterien. Das verbessert nicht nur das ESG-Rating des Unternehmens, sondern kann auch die Voraussetzung für die Inanspruchnahme staatlicher Förderprogramme sein. Programme wie die des Bundesamts für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle (BAFA) unterstützen KMU bei Investitionen in die digitale und nachhaltige Transformation.

Die folgende Tabelle verbindet die konkreten Maßnahmen direkt mit den daraus resultierenden strategischen Vorteilen und zeigt den klaren Return on Investment einer nachhaltigen IT.

Maßnahme (Action) Primärer Vorteil (Benefit) Sekundäre Vorteile (Benefits) Relevante Scope 3 Kategorie
Lebensdauer von Hardware verlängern Reduzierte Investitionskosten (CapEx) Geringerer Ressourcenverbrauch, Reduzierung von Elektroschrott 1. Eingekaufte Waren, 2. Kapitalgüter
Einsatz von Refurbished Hardware Signifikante CapEx-Einsparungen Stärkung der Kreislaufwirtschaft, verbessertes ESG-Profil, sofortige Verfügbarkeit 1. Eingekaufte Waren, 2. Kapitalgüter
Auswahl von „Green Cloud"-Anbietern Reduzierte Emissionen der IT-Infrastruktur Verbessertes ESG-Rating, Risikominimierung (Reputation), Zugang zu transparenten Daten 1. Eingekaufte Waren und Dienstleistungen
Server-Virtualisierung Reduzierte Betriebskosten (OpEx) durch Energieeinsparung Geringerer Platzbedarf, höhere IT-Flexibilität und -Effizienz 1. Eingekaufte Waren, 2. Kapitalgüter
Zusammenarbeit mit zertifizierten Recyclern Sicherstellung der Compliance und Datensicherheit Maximierung der Rohstoffrückgewinnung, Stärkung des Markenimages als verantwortungsvolles Unternehmen 5. Abfall aus der Geschäftstätigkeit

Handlungsempfehlungen für den ersten Schritt

Für KMU empfiehlt es sich, zunächst eine verantwortliche Person oder ein kleines Team zu benennen, welches das Thema Nachhaltigkeit in der IT vorantreibt.

Ein zweiter, pragmatischer Schritt ist die Identifizierung von Emissions-Hotspots durch eine einfache, ausgabenbasierte Analyse der Buchhaltungsdaten. Die Lieferanten und Dienstleister mit den größten Ausgabenposten sind mit hoher Wahrscheinlichkeit auch die Quellen der größten Scope 3-Emissionen.

Schließlich sollten „Quick Wins" in der IT umgesetzt werden, die eine hohe Wirkung bei geringem Aufwand versprechen, wie etwa die Einführung einer „Refurbished First"-Richtlinie oder die Festlegung eines neuen Standards für die Nutzungsdauer von Laptops.

Mit einem klaren Verständnis der Zusammenhänge können KMU ihre Verantwortung wahrnehmen und die Transformation als Chance für eine erfolgreiche und nachhaltige Zukunft nutzen.

FAQs: häufig gestellte Fragen zu Scope 3-Emissionen

Was sind Scope 3-Emissionen in einfachen Worten?

Scope 3-Emissionen sind alle indirekten Emissionen, die in Ihrer Wertschöpfungskette entstehen, von den Aktivitäten Ihrer Lieferanten bis zur Nutzung und Entsorgung Ihrer Produkte durch Kunden.

Warum muss ich mich als KMU damit befassen?

Sie müssen sich damit befassen, weil große Kunden, Banken und Investoren im Rahmen von Vorschriften wie CSRD und LkSG sowie allgemeinen ESG-Kriterien zunehmend Transparenz und Daten von Ihnen verlangen.

Ist die Berechnung nicht viel zu kompliziert?

Nein. Sie können mit einfachen, ausgabenbasierten Schätzungen beginnen, um Ihre größten Emissionsquellen („Hotspots") zu identifizieren und Ihre Anstrengungen gezielt darauf zu konzentrieren.

Welche Scope 3-Kategorie ist für Büro-Unternehmen am wichtigsten?

Typischerweise sind die Kategorien „Eingekaufte Waren und Dienstleistungen" (z.B. IT, Beratung), „Geschäftsreisen" und „Pendeln der Mitarbeitenden" am relevantesten.

Zählen die Emissionen meiner Mitarbeiter im Homeoffice zu meinem Scope 3?

Ja, der Energieverbrauch, der durch die berufliche Nutzung von IT-Geräten im Homeoffice entsteht, wird als Teil Ihrer Wertschöpfungskette betrachtet und fällt unter Scope 3.

Wie kann ich Emissionen von Lieferanten reduzieren, die ich nicht kontrolliere?

Sie können Emissionen reduzieren, indem Sie Nachhaltigkeitskriterien zu einem entscheidenden Faktor bei der Auswahl Ihrer Lieferanten machen und aktiv die Zusammenarbeit mit transparenten und engagierten Partnern suchen.

Bringt die Reduzierung von Scope 3 auch finanzielle Vorteile?

Ja, durch Maßnahmen wie Energieeffizienz, eine längere Nutzungsdauer von Geräten und potenziell bessere Finanzierungskonditionen können erhebliche Kosten eingespart werden.27

Werden Scope 3-Emissionen mehrfach gezählt?

Ja, diese beabsichtigte Doppelzählung ist ein Kernprinzip, das Transparenz und eine gemeinsame Verantwortung für die Emissionen entlang der gesamten Wertschöpfungskette schafft.

Wo finde ich verlässliche Emissionsfaktoren für meine Berechnungen?

Verlässliche Emissionsfaktoren finden Sie in öffentlich zugänglichen Datenbanken, den Leitfäden des GHG Protocol oder über spezialisierte Softwarelösungen und Beratungsunternehmen.

Was ist der erste und einfachste Schritt, den ich heute tun kann?

Analysieren Sie Ihre Geschäftsausgaben des letzten Jahres, um zu identifizieren, wo Ihr Unternehmen das meiste Geld ausgibt – dort liegen mit hoher Wahrscheinlichkeit Ihre größten Scope 3-Emissions-Hotspots.

Erfahren Sie mehr

Ihr Wartungsspezialist für alle großen Hardware Hersteller

Durch Jahrzehnte lange Erfahrung wissen wir worauf es bei der Wartung Ihrer Data Center Hardware ankommt. Profitieren Sie nicht nur von unserer Erfahrung, sondern auch von unseren ausgezeichneten Preisen. Holen Sie sich ein unverbindliches Angebot und vergleichen Sie selbst.

Erfahren Sie mehr

Weitere Artikel

Über den Autor:

Christian Kunz ist ein bekannter Experte für SEO, Suchmaschinen und die Optimierung für LLMs. Er war außerdem Koordinator für die IT eines Unternehmensbereichs in einem deutschen Internet-Konzern sowie IT-Projektmanager. LinkedIn-Profil von Christian: Christian Kunz
Nach oben