Während Cloud Computing lange Zeit als Möglichkeit galt, die IT-Kosten zu senken und Ausgaben zu optimieren, mehren sich inzwischen die Zweifel daran. Wer seine Cloud Computing-Kosten nicht im Blick hat, kann schnell deutlich mehr zahlen und viel Geld verlieren.

Cloud-Computing hat in den letzten Jahren immer mehr an Bedeutung gewonnen. Ein ausschlaggebendes Element war die Corona-Pandemie. Seither arbeiten deutlich mehr Menschen remote oder im Homeoffice. Dadurch steigen die Anforderungen an digitale Kommunikation, zum Beispiel durch Online-Videokonferenzen oder das Teilen von Daten. Hier bietet sich die Auslagerung von Services in die Cloud an, weil sich damit schnell zusätzliche Ressourcen aktivieren lassen.

Viele Unternehmen haben Cloud-Computing als eine Möglichkeit entdeckt, wie sie ihre eigene IT-Infrastruktur abbauen können, indem sie Dienste und Applikationen in die Cloud verlagern. In diesem Zusammenhang ist von einer Cloud-First- oder einer Cloud-Only-Strategie die Rede.

Für Cloud-Computing als Alternative zu einem eigenen Rechenzentrum sprechen verschiedene Argumente.

Vorteile von Cloud-Computing

Der wohl größte Vorteil der Cloud ist die fast unbegrenzte Skalierbarkeit, verbunden mit einer großen Flexibilität. Ein Knopfdruck genügt, und innerhalb weniger Minuten lassen sich die Serverleistung oder der verfügbare Speicherplatz verdoppeln.

Dabei können Anwender stets von modernster Hardware und Infrastruktur profitieren, ohne selbst investieren zu müssen. Das kann zu einer deutlich effizienten Nutzung der Ressourcen führen.

Aus finanzieller Sicht bietet die Nutzung von Cloudinfrastruktur eine Möglichkeit, Kosten zu erzeugen und damit das Betriebsergebnis zu reduzieren. Im Gegensatz zu Investitionen, die über mehrere Jahre hinweg abgeschrieben werden müssen, sind die Kosten für die Cloud-Nutzung sofort wirksam. Somit kann eine Verschiebung von Capex (Capital Expenditures) hin zu Opex (Operational Expenditures) erfolgen.

Und nicht zuletzt stellt die Cloud-Nutzung einen möglichen Ausweg aus dem IT-Fachkräftemangel dar, weil weniger Mitarbeiter für den Betrieb eigener IT-Infrastruktur benötigt werden.

Diesen Vorteilen stehen allerdings einige potentielle Nachteile der Cloud gegenüber.

94% of enterprises fail to stay within their cloud budgets.

Nachteile von Cloud-Computing

Das sicherlich größte Problem beim Cloud-Computing ist ein möglicher Wildwuchs bei den bestellten Leistungen. Gerade in größeren Unternehmen, in denen verschiedene Abteilungen Cloud-Dienste nutzen, kann schnell der Überblick darüber verloren gehen, was bestellt wurde und was tatsächlich benötigt wird. Noch komplexer wird es bei der Nutzung von Multi-Cloud-Systemen, bei denen Clouds mehrerer Anbieter eingesetzt werden. Die Fluktuation von IT-Personal kann ebenfalls zu Intransparenzen führen. Werden zu viele Leistungen gebucht, die jedoch gar nicht beansprucht werden, können die Kosten für die Cloud schnell diejenigen für eine eigene IT-Infrastruktur übersteigen.

Aus Datenschutzperspektive kann das Auslagern von Daten in externe, ausländische Rechenzentren problematisch sein – selbst dann, wenn Anbieter wie zum Beispiel Microsoft Azure Rechenzentren in der EU betreiben. Hier sind oftmals On-Premise-Lösungen sicherer.

Auch wenn Cloud-Services auf den ersten Blick günstig erscheinen, kann die monatliche Abrechnung teuer werden. Manche Anbieter verschleiern die tatsächlichen Preise durch Einstiegsangebote oder durch Aufschläge, die beim Übersteigen der gebuchten Leistungen fällig werden. Das führt dazu, dass viele Unternehmen ihre Cloud-Budgets überschreiten. Nach einer aktuellen Studie betrifft das 94 Prozent der Unternehmen.

Um die Auswirkungen von Cloud Computing auf die IT-Kosten bewerten zu können, muss man allerdings die Zusammensetzung der Kosten kennen, die durch die Inanspruchnahme eines Cloud-Anbieters entstehen können.

Welche Kosten sind mit Cloud-Diensten verbunden?

Die Nutzung von Cloud-Diensten basiert auf dem Pay-Per-Use-Prinzip: Man bezahlt genau die Leistung, die man beansprucht. Dabei fallen Kosten für verschiedene Dienste und Leistungen an. Die wichtigsten Bestandteile der Kosten für Cloud Computing sind:

  • Speicher
  • Rechenleistung
  • Traffic
  • SLA
  • Support
  • Schulung der eigenen IT für Cloud-Nutzung
  • Kosten für Migration und Umzug

Speicher, Rechenleistung und Traffic – auf das richtige Maß kommt es an

Beim Speicher, der Rechenleistung und dem Traffic kommt es darauf an, die passende Menge zu bestellen. Wer zum Beispiel zu viel Speicherplatz ordert, bezahlt für nicht genutzte Ressourcen. Ein zu knappes Volumen an reservierten Cloud-Ressourcen kann dagegen zu deutlich höheren Grenzkosten führen, sollte es zu einer Überschreitung des Limits kommen.

Nicht jede Anwendung und nicht jeder Use Case benötigt Cloud-Server mit einer hohen Rechenleistung. Geht es zum Beispiel nur um die Archivierung von Daten, reichen oftmals Server aus dem unteren Leistungsspektrum.

SLA: Verfügbarkeit kostet

Je höher die Verfügbarkeit der gebuchten Cloud-Lösung, desto teurer ist sie auch. Ein Service Level Agreement (SLA), das eine Reaktion innerhalb einer Stunde und eine Hochverfügbarkeit von 99,99 Prozent vorsieht, wird entsprechend mit höheren Kosten verbunden sein als eine Reaktionszeit von 24 Stunden und 99 Prozent Verfügbarkeit. Daher sollte je Dienst das passende SLA gewählt werden. Nur für livekritische Dienste wie zum Beispiel einen Onlineshop ist eine Hochverfügbarkeit notwendig. Für Hintergrunddienste wie zum Beispiel ein Statistiksystem genügen dagegen geringere Verfügbarkeiten.

Den Aufwand für Anpassungen nicht vergessen

Nicht immer lassen sich bestehende Prozesse und Applikationen einfach von einem lokalen Rechenzentrum auf die Server eines Cloudanbieters übertragen – vor allem dann, wenn die Wahl auf einen der großen Anbieter wie Google, Microsoft Azure oder Amazon Web Services fällt, die feste Konfigurationen ohne flexible Anpassungsmöglichkeiten im Programm haben. Für die notwendige Anpassung der eigenen Dienste, und Anwendungen, um diese cloudfähig zu machen, können erhebliche Kosten entstehen, die einen Verbleib im lokalen Rechenzentrum sogar günstiger erscheinen lassen.

Warum sind die Kosten für Cloud Computing in letzter Zeit so stark angestiegen?

Der Preis für eine Leistung wird stets durch Angebot und Nachfrage bestimmt. Weil die Nachfrage nach Cloud-Diensten in den letzten Jahren stark angestiegen ist, während der Ausbau der Rechenzentren der Anbieter dagegen schleppend verläuft, sind die Preise dementsprechend gestiegen. 

Verstärkt hat sich die Nachfrage nach Cloud-Diensten nicht zuletzt durch Trends wie das Online-Lernen oder die gesteigerte Nutzung von Online-Kollaborationsplattformen wie Microsoft Teams oder Google Workspace. Hinzu kommt, dass auch immer mehr private Nutzer auf die Cloud zurückgreifen, um zum Beispiel ihre Fotos zu archivieren. Der Trend zur Digitalisierung insgesamt wirkt sich auf die Cloud-Nutzung aus.

Den größten Teil des Cloud-Marktes teilen sich wenige große Anbieter (Amazon AWS, Google und Microsoft Azure). Dadurch entsteht ein Quasi-Oligopol, das von einer Preisgestaltung zugunsten der Anbieter gekennzeichnet ist.

Und nicht zuletzt sind die Kosten für Energie in letzter Zeit deutlich gestiegen – zum einen aufgrund des wachsenden Energiebedarfs, an dem auch die Rechenzentren weltweit einen wachsenden Anteil haben, zum anderen aufgrund weltweiter und geopolitischer Krisen wie der Ukraine-Krieg.

Wie lassen sich zu hohe Cloud-Kosten vermeiden?

Um unerwartet hohen Kosten durch die Nutzung von Cloud Computing zu vermeiden, gibt es eine Reihe von Dingen, auf die geachtet werden sollte:

Nur die Leistungen buchen, die man auch braucht: Das setzt einen regelmäßigen Abgleich zwischen Bedarf und erbrachter Leistung voraus. Bevor Cloud-Dienste erstmals bestellt werden, sollte ein grundlegende Bedarfsanalyse erfolgen. Sobald sich der Bedarf ändert, sollte die Bestellung entsprechend angepasst werden. Auf diese Weise entsteht Ressourcentransparenz, die eine Voraussetzung für Kostentransparenz darstellt.

Nur solche Dienste in die Cloud verlagern, die sich auch dafür eignen: Werden zum Beispiel Services und Applikationen für die Cloud vorgesehen, die zuvor erst aufwändig angepasst werden müssen, kann das zu sehr hohen Kosten führen. Ein reines Lift & Shift aller bestehender Systeme in die Cloud lässt Potentiale ungenutzt. 

Eine Kombination aus Cloud und lokalen Diensten kann sinnvoll sein – etwa, um Daten vor der Übermittlung zu aggregieren. Beispiel Industrial IoT: Werden Daten von den verschiedenen Sensoren in den verwendeten Maschinen im Minutentakt direkt in die Cloud übermittelt, kann das in der Summe zu enormen Datenmengen führen. Eine Alternative kann ein lokal vorgeschalteter Server sein, der dafür sorgt, dass nur bestimmte Daten übertragen werden – zum Beispiel dann, wenn bestimmte Schwellwerte über- oder unterschritten werden.

Ungenutzte und nicht mehr benötigte Daten löschen: Jedes Byte an Daten verursacht Kosten und führt zu Ressourcenverbrauch. Daher sollten Daten stets daraufhin geprüft werden, ob sie noch benötigt werden. Ein klassisches Beispiel sind alte E-Mails oder auch andere archivierte Daten, die keinen Nutzen mehr haben.

Klare Regelungen und Rechtevergabe für Änderungen an den bestellten Services: Weil die Anpassung der bestellten Cloud-Leistungen erhebliche Auswirkungen auf die Kosten haben kann, sollten nur ausgewählte Personen die Berechtigung erhalten, entsprechende Anpassungen vorzunehmen. Dazu bedarf es eines strikten und konsequenten Rechtesystems.

Total-Cost-of-Ownership (TCO): Um volle Transparenz der Cloud Computing-Kosten zu erhalten, ist ein TCO-Ansatz zu empfehlen. Hier werden auch die Kosten für die Einrichtung, die Migration und die Anpassung bestehender Services und Applikationen einbezogen.

Cloud-Kostenmanagement: Zur Verwaltung der Cloud-Kosten bieten sich verschiedene Möglichkeiten an. Dazu gehört beispielsweise die Zuordnung der Cloud-Kosten zu verschiedenen Teams. Auf diese Weise wird jeweils sichtbar, welche Leistungen beansprucht wurden und wer für welche Kosten verantwortlich ist. 

Zusätzlich bieten die großen Cloud-Anbieter eigene Tools zum Kostenmanagement an: Dazu gehören zum Beispiel das Azure Cost Management, das Google Cloud Cost Management sowie die AWS Cloud Financial Management Tools.

Fazit

Ob sich die IT-Kosten durch die Nutzung der Cloud senken lassen, kommt stets auf den Einzelfall an. Nicht alle Dienste eignen sich für eine Verlagerung in die Cloud. Durch das Bestellen unpassender Leistungspakete und durch eine Über- oder Unterbuchung an Ressourcen wie Speicherplatz und Rechenleistung können enorme Zusatzkosten entstehen. Das trifft auch auf Anpassungen an bestehenden Applikationen und Diensten zu, die vor einer Migration in die Cloud notwendig werden können.

Unternehmen, die eine Cloud-Only- oder eine Cloud-First-Strategie verfolgen, müssen zuvor genau definieren, wie sie die Dienste nutzen wollen. Wichtig ist außerdem ein regelmäßiger Abgleich zwischen Bedarf und bestellter Leistung

Nicht zu vergessen ist, dass es verschiedene Dienste gibt, die sich besser im eigenen Rechenzentrum betreiben lassen. Das trifft zum Beispiel auf die Sicherung und das Backup besonders sensibler Daten zu.

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Was denkt Hardwarewartung 24?

In den letzten Jahren wird zunehmend klar, dass der Umstieg in die Cloud nicht immer die beste Lösung ist. Das prominenteste Beispiel ist wahrscheinlich die Firma Basecamp. Sie haben berechnet, dass sie jährlich 3,2 Millionen USD für Cloud-Dienste ausgaben, während sie mit 840.000 USD für Hardware, Rack und Stromkosten die gleiche Leistung erzielen konnten. Ihr Umstieg auf On-Premises hat eine breite Diskussion über die Vor- und Nachteile der Cloud ausgelöst und auch uns in unserer Meinung bestärkt, dass es klare Use-Cases für die Cloud und für On-Premises gibt.

Wir denken, dass die goldenen Beraterjahre der Cloud-Only-Propheten nun endgültig in der Realität angekommen sind und der Trend sich teilweise umkehrt bzw. Hybrid-Lösungen immer geläufiger werden. Wir denken, dass sich einige einfache Faustregeln herauskristallisiert haben.

Unsere Faustregeln:

Für die Cloud:

  • Wenn Sie sehr große Leistungsspitzen oder Traffic-Spitzen haben, die nur für kurze Zeit anhalten.
  • Wenn Sie ein neues Geschäftsmodell entwickeln möchten und unsicher sind, welche Technologien und Kapazitäten Sie dafür benötigen werden (Prototyping).
  • Grundsätzlich sehen wir die Cloud als einen „Enabler“ für neue Entwicklungen in einem Unternehmen.

Für On-Premises:

  • Wenn Sie klare Workloads haben, die über einen langen Zeitraum gleich bleiben oder konstante, nachvollziehbare Load-Pattern haben.
  • Wenn Rechen- oder Speicherkosten einen großen Einfluss auf die Wettbewerbsfähigkeit Ihres Geschäftsmodells haben, zum Beispiel in der Telekommunikationsbranche.
  • Wenn Ihr Kerngeschäft der Umgang oder die Verarbeitung von sicherheitsrelevanten Daten beinhaltet.

Für Hybrid:

  • Wenn die IT in Ihrem Unternehmen ein reines Cost-Center ist, dessen einzige Funktion die Unterstützung des Kerngeschäfts ist.
  • Wenn Sie das Beste aus beiden Welten vereinen wollen, Case by Case
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